Samstag, 16. November 2013

Cotacachi

Cotacachi
Wie doch die Zeit vergeht.. Seit einer Woche darf ich nun offiziell die Halbzeit verkünden!
Den letzten Monat habe ich im Norden in Cotacachi verbracht und dort auch einiges erlebt..

Cotacachi ist ein kleiner überschaulicher Ort am Fuße des Cotacachivulkanes, dessen schneebedeckten Gipfel man bei schönem Wetter bewundern kann. Die Stadt ist sehr sauber und hat neben zwei schönen Parks auch eine lange Einkaufsstraße, an der sich ein Geschäft neben dem anderen befindet. Hauptsächlich werden hier Lederwaren zum Besten geben. Leder, dafür ist Cotacachi bekannt. Und so öffnen jeden Tag aufs Neue Busse voller Touristen ihre Türen und geben diesen ein paar Stunden Zeit, die besten Schäppchen zu erhaschen. Über Jacken, Gürtel, Schuhe, Taschen und Reitutensilien gibt es hier wirklich alles aus Leder was man sich nur vorstellen kann, und im Vergleich zu Europa zu wirklich günstigen Konditionen.
Auch das Umland von Cotacachi ist sehenswert. Hier gibt es unzählige kleine Gemeinden, in denen die indigene Bevölkerung lebt und Landwirtschaft betreibt. Ein weiteres Highlight ist die Cuicochalagune, die 12km entfernt vom Zentrum mit einem Taxi erreicht werden kann. Es besteht die Möglichkeit eine vierstündige Wanderung zu unternehmen oder eine Bootsfahrt um zwei Inseln, die sich im Zentrum der Lagune befinden zu unternhemen. Wir entschieden uns für letzteres. Dieser außergewöhnliche Ort wird auch heute noch für Rituale und Zeremonien verwendet so zum Beispiel während des"Inti Raymi" bzw. Sonnenfestivales, Ende Juni, an dem viele Menschen dorthin pilgern.

Da drückt der gute Mann mir doch einfach mal das Steuer in die Hand.
Tat mir echt leid für alle anderen Mitfahrer, da ich das bis dato noch
nie gemacht hatte.. Spaß hatte ich trotzdem.

Cuicochalagune..und ich

Ein weiteres Ausflugsziel sind die Peguche Wasserfälle.
Ein mit Eukalyptusbäumen gesäumter Weg führt vorbei an
einem Campingplatz zu diesem Naturwunder:

Auch sehenswert ist der Lago San Pablo,
der zu Füßen des Taita Imbabura liegt.

Besuch in einer Hängemattenfabrik
Wie es der Zufall so will bin ich in einem Hostel auf Tish gestoßen, die meine eigentlichen Pläne wieder verändern würde.. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut, dennoch war ihr Angebot an mich, für einen Monat mit ihr zusammen zu wohnen doch überraschend. So verbrachte ich den letzten Monat in einem kleinen Haus mit einem Garten voller Obstbäume und Kolibris. Wir tauschten Kochrezepte, Geschichten und machten uns eine richtig schöne Zeit. Leider muss ich morgen weiterziehen. Nach Tena geht es, meine letzte Station für die letzten Monate. Tish ist übrigens 69 Jahre alt.
In diesem Beitrag möchte ich euch berichten, was ich in den letzten vier Wochen alles erlebt habe:
Eigentlich war für den Monat die Arbeit mit einer Organisation hier geplant, die unter anderem mit der indigenen Bevölkerung zusammenarbeitet und von ihnen angebaute Produkte vertreibt und weiterverarbeitet. Leider haben die Leute, mit denen ich arbeiten sollte, nicht ganz verstanden was ein Voluntär gerne tun würde und so fand ich mich oft alleine(!) beim Setzen von Pflanzen, Waschen von Blättern oder Geschirr wieder. Nach eineinhalb Wochen machte ich dem Ganzen ein Ende und bin im Nachhinein echt erstaunt, dass ich es überhaupt so lange da ausgehalten habe.. Keine gute Erfahrung, aber auch daraus habe ich gelernt..
Schnell traf ich wieder auf neue, nette Leute, die mich wiederrum zu neuen Tätigkeiten bewegten. So besuchte ich einmal die Woche eine "ökologische Schule", für Kinder aus den umliegenden Gemeinden, in der viel gebastelt und gemalt wurde und ich mich sehr wohl gefühlt habe. Außerdem besuchte ich erneut einen Spanischkurs, der mit einer Gruppe älteren, eingewanderten, aber wirklich netten Amerikanern stattfand. Im Gegensatz zu einem Großteil der hier lebenden Amerikaner (und davon gibt es in Cotacachi wirklich viele) war meine Gruppe willig Spanisch zu lernen und hatte auch durchaus Spaß daran. Durch Tish habe ich viele Amerikaner kennengelernt und man merkt doch, dass es hier Bars und Restaurants gibt, die nur von "Gringos" besucht werden und man wirklich keine Ecuadorianer dort sieht. Oft scheint es, dass diese in ihrer eigenen abgeschotteten Welt leben und sich beschweren, warum die Ecuadorianer kein Englisch sprechen.. Da kann man schon verstehen, dass das natürlich auf Widerstand der Bevölkerung stößt, denn durch die große Einwandererwelle stiegen zum Beispiel die Bodenpreise in den letzten Jahren erheblich an und auch die Gated Community, die nahe an Cotacachi liegt und in der sich, durch dicke Mauern abgeschottet, noble amerikanische Häuser mit großzügigen Gärten befinden, ist unter der Bevölkerung nicht so gerne gesehen. Dies erklärt wohl auch die Tatsache, dass es dort oft zu Diebstählen kommt..

Die Ecuadorianer in Cotacachi sind sehr nett. Egal wann man unterwegs ist, man begegnet freundlichen Gesichtern, wird ständig gegrüßt oder führt einen netten Smalltalk auch wenn man sich nicht kennt. So traf ich auch eines Tages auf Carmen, die ein paar Häuser von unserem wohnt. Wir freundeten uns an und oft kam sie vorbei und brachte mir Geschenke wie Gebäck, frische Eier und Saft und jedes Mal wenn ich ihr Haus passierte wurde ein bisschen geredet. Da Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruht, brachte ich ihr auch schon mal ein paar Stücke selbstgebackenen deutschen Kuchen oder Brot vorbei. Eines Tages, als ich wieder ihr Haus passierte, hatte Carmen ein Geschenk für mich. Nächtelang hatte sie an einem Schal gestrickt, den sie mir um den Hals legte und ich wusste gar nicht richtig was ich sagen sollte.. Danach haben wir in ihrer kleinen Hütte Familienfotos geschaut und ich hatte die ganze Zeit David, den Sohn ihrer Tochter, auf dem Schoß, der mir wie so oft imaginäre Küsschen mit der Hand zuwarf. Carmen selbst hat 7 Kinder und so war es für mich echt schwierig mir all die Namen zu merken. Ein Teil der Familie lebt in besagter Hütte, zwei Zimmer nicht viel Platz. Außerdem haben sie 6 Hunde, Hühner, ein Lama, ein Minischwein und ein riesiges Feld, welches sie bewirtschaften. Es ist erstaunlich wie gut gelaunt und positiv die Familie war, mit dem bisschen was sie hatten. Gestern hat mir Carmen noch ein Foto von ihr geschenkt. Damit ich sie auch nicht vergesse. Es ist ein Foto auf dem sie noch jünger wirkt und ich weiß, dass ihr dieses viel bedeuten muss..

Ein weiteres schönes Erlebnis war der 2. November: "Día de los Difuntos", bei uns besser bekannt als Allerheiligen. An diesem Tag fanden sich hunderte Familien am Friedhof ein, um diese Gräber ihrer Angehörigen mit Blumen zu schmücken und den Verstorbenen ihre Lieblingsspeise ans Grab zu legen. Die Tage zuvor wurden viele Kreuze gesäubert und gestrichen. Als ich eine Runde über den Friedhof drehte, fand ich kein Grab ohne Blumengestecke und Karten mit Gebeten, sondern ein riesiges Blumenmeer, das mich echt beeindruckt hat. Zum Fest wird traditionell Alkohol und Colada Morada konsumiert. Dies ist ein süßer, dickflüssiger Fruchtsaft, der aus verschiedenen Früchten besteht und echt gut schmeckt. Carmen hat uns eine Schüssel davon gebracht. Dazu gibt es "guagua de pan", ein süßes Brot in Form eines Kindes geformt, mit einer süßen Füllung. In der ganze Stadt standen viele Stände, die Speisen und Getränke verkauften.



Weitere Fotos gibt es -->hier

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