Wie schnell doch die Zeit vergeht, ich kann es nicht oft genug sagen. Da ist mein halbes Jahr in Ecuador auch schon fast vorbei. Nächste Woche Dienstag werde ich wieder im Flieger sitzen und mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Weg nach Hause antreten. Dieser Beitrag soll nun der letzte sein und als kleiner Rückblick dienen, von meinem Abenteuer in Ecuador.
"Freust du dich auf zu Hause oder wärst du gerne noch länger geblieben?", diese Frage höre ich in letzter Zeit öfter. Natürlich freue ich mich riesig auf zu Hause. Ist doch klar, nach einem halben Jahr der Abstinenz. Doch andererseits gibt es schon einige Dinge, die ich vermissen werde..
Was ich vermissen werde:
- Die vielen netten Menschen, die ich während meiner Reisezeit getroffen habe.
Es ist unfassbar wie viele Gleichgesinnte man während einer Reise trifft. Ich habe viele tolle Tage mit den verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt verbracht, aus denen einige Freundschaften entstanden sind. Das Unschöne an dem Ganzen sind leider die vielen Abschiede, die man so erlebt..aber das gehört nun mal dazu.
- Die Mentalität der Ecuadorianer
..die hier einfach viel hilfsbereiter, offener und kontaktfreudiger gegenüber Fremden sind, sich gerne im Bus neben dich setzten und sich mit dir unterhalten und dich grüßen, auch wenn sie dich nicht kennen.
- Die ecuadorianische „Coolness“
Wenn etwas heute nicht klappt, dann eben morgen! So lautet die Devise. Was ab und zu nervig sein kann hat auch seine Vorteile. Die Ecuadorianer gehen so viel besser mit Misserfolgen um, da sie nicht wie die Deutschen davon ausgehen, dass alles sofort klappen muss.
-Die ecuadorianische Feierlaune
Wenn jemand weiß wie man feiert, dann die Ecuadorianer. Nicht nur in Diskos, wo flotte Tänze aufs Parkett gelegt werden, sondern auch im ganzen Jahr. Ich habe hier während meines halben Jahres unzählige Paraden, Musikkapellen und Feuerwerke gesehen, das ist der Wahnsinn. -Ein Anlass wird hier immer gefunden
- Die atemberaubende Natur
Ecuador ist ein Land, das auf kleinstem Raum so viel zu bieten hat. Küste, Hochland und Regenwald bieten viele verwunschene Plätze, von denen ich in meinem halben Jahr einige entdecken durfte. Auch die Tierwelt ist mit ihren schillernden bunten Farben und Geräuschen etwas ganz Besonderes.
- Die Fruchtvielfalt
Das Bild von Fruchtbergen, die sich auf den Marktständen türmen werde ich bestimmt vermissen. Jeden Tag frisch gepresste Säfte und exotische Geschmackserlebnisse werde ich in Deutschland wohl nicht mehr bekommen..
- Yucca, Quimbolitos und Humitas
Ein weiterer Teil des Ecuadorianischen Essens auf den ich ungern verzichten möchte..
- Müllautos mit Musik!
Kein Scherz, das ist hier so. Denn hier wird der Müll erst nach draußen gebracht, sobald man die Musik des Müllautos vernimmt, damit die Tüten nicht schon vorher von den Hunden zerfetzt werden
- Die Aufmerksamkeit, die man in der Männerwelt erzielt
"Man(n) will immer das was man(n) nicht hat", deshalb stehen Europäer auch auf braungebrannte Schnecken und Südamerikaner auf weiße Haut. So ist es keine Seltenheit (gerade als Alleinreisende) täglich vielsagende Blicke und Pfiffe zu erhalten, obwohl man in Europa so gar nicht auffällt.
- Läden die gebrannte CDs, Spiele und DVDs (mit bis zu 6 Filmen) ganz legal illegal für 1$ verkaufen.
- Das Bussystem und die günstigen Busfahrten (1h Busfahrt kostet etwa 1$)
- Diesel für 20ct den Liter
- Frei sein
Alleine reisen hat seine Vor- und Seine Nachteile. Natürlich gibt es die ein oder andere Situation, in der man sich mit einem Reisegefährten einfach besser fühlt. Doch ich habe gemerkt, dass man gerade an schwierigen Situationen wächst, die man alleine bewältigen muss. Man wird selbständiger, lernt auf Menschen zuzugehen und wir auch öfter von anderen angesprochen. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass man erkennt was man selber wirklich tun und lassen möchte. Da ist keiner, nach dem man sich richten muss. Einfach mal das tun, was man will. Dahin fahren, wo man gerade Lust hat. Alleinige Verantwortung für Entscheidungen treffen und vor allem: Freiheit genießen.
Warum ich mich wieder auf zu Hause freue:
- keinen Preisaufschlag für Touristen
Was ein Grund ist, warum ich mich hier nie wie zu Hause fühlen könnte, denn wenn man sich mit den Preisen in einer Stadt nicht auskennt, bei Eintrittsgeldern oder wenn man auf einem Markt zB. Früchte kauft, muss man als Tourist doch deutlich tiefer in die Tasche greifen als die Einheimischen.
-keine Horror- und Ballerfilme während den Busfahrten
..denn das ist hier so üblich. Das DVD Programm ist Bus ist sehr gewöhnungsbedürftig und es wird leider keine Rücksicht auf anwesende Kinder genommen. Mit einer Lautstärke, die man gar nicht überhören kann, verfolgen diese auf dem flimmernden Bildschirm, wie Menschen durch die Luft fliegen oder Gliedmaßen von einer Mörderpuppe abgetrennt werden..
- mein eigenes Zimmer und mein Bett
Manchmal braucht man einfach seine Ruhe, ein bisschen Zeit für sich. Das ist während des Reisens in einem Dorm natürlich schwierig.
- Moskito- und Sandfliegen freie Zone!
- Unsere Weihnachtszeit
- Deutsches Essen
Dazu gehört: dunkles Brot, richtige (!) Wurst + Käse, Wein (der bezahlbar ist) und die gute deutsche Hausmannskost wie Braten, Püree, Klöße und Co.. Und natürlich Gummibärchen und Schokolade.
- deutsche Ordnung, Sauberkeit und Pünktlichkeit
Fahrpläne und Preisschilder erleichtern das Leben schon immens. Auch der Gang zu den Behörden ist in Deutschland ein Kinderspiel. In Ecuador ist das doch meist sehr chaotisch. Und mit der Sauberkeit hat man es hier auch nicht so wie bei uns.
- meine Freunde und Familie wiedersehen
Es gibt immer wieder Momente, da hätte man gerne jemanden zum Reden oder in den Arm nehmen gehabt. So ist das einfach. Mit der Zeit wird dieses Verlangen zwar immer weniger, dennoch freue ich mich riesig alle Daheimgebliebenen wiederzusehen!
...Meine Reise hat die Lust auf weitere Reisen geweckt; Das Erkunden neuer Orte, das Treffen interessanter Menschen und Kulturen. Wenn ich überlege wie viel Neues ich alleine in Ecuador gesehen und gelernt habe, kann ich mir gar nicht vorstellen was diese Welt da draußen noch alles zu bieten hat.
Ich möchte lernen. Lernen, aus welchen Blickwinkeln man das Leben betrachten kann; Lernen, wie unterschiedlich Menschen mit Situationen umgehen können; Lernen was ein erfülltes Leben ausmacht.
Die ecuadorianische Sichtweise auf all die Fragen ist mir in diesem halben Jahr schon näher gekommen. Ich hoffe, ich kann mir in Zukunft die ein oder andere ecuadorianische Gewohnheit erhalten, sowie deutsche Selbstverständlichkeiten mehr zu schätzen wissen.
In diesem Sinne kann ich ein Auslandsaufenthalt nur empfehlen. Man lernt so viel für's Leben und lernt dabei auch noch eine andere Kultur und viele nette Menschen kennen. Das Wichtigste jedoch ist: man findet zu sich selbst.
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Zurzeit reise ich mit Mama und Oma, die vor zwei
Wochen in Quito gelandet sind. Es ist toll den beiden das Land, in dem ich nun
so eine lange Zeit verbracht habe, zeigen zu dürfen. Wir besuchen schöne Orte,
an denen ich schon war, sowie neues Terrain:
- In Baños in der Nähe des Baumhauses hatten wir eine tolle Sicht auf den Vulkan (und keine dicke Wolkendecke wie bei meinen vorherigen Besuchen) Außerdem hat uns der Vulkanbeobachter Don Carlos einen interessanten Vortrag gehalten.
- An einem Hotel am Cotopaxi machte ich die Bekanntschaft mit einem Kälbchen, das sich wie ein Hund verhält
- In Tena trafen wir den Präsidenten Rafael Correa persönlich, der meine Oma mit einem Handschlag begrüßte und mich fragte wie es mir geht. Beweisfotos gibt es auch!
- In Cotacachi besuchte ich alte Bekannte.
- Im Cuyabeno-Reservat, ein Naturschutzgebiet im tiefsten Urwald gelegen, begegneten wir vielen Vögeln, giftigen Spinnen, Schlangen und Kaimanen in freier Wildbahn. Außdem wurdem Oma in einer Sionasiedlung von einem Schamanen gereinigt...
- Auf dem Weg ins Cuyabeno Reservat sahen wir den Vulkan Reventador rauchen.
- In Puyo entdeckten wir auf einer Farm kleine Orchideen, die man nur mit einer Lupe sehen konnte.
- In Papallacta machte ich die Bekanntschaft mit einer Gruppe lustiger chinesischer Ingenieure, die hier an einem Projekt arbeiten und mich auf einen Saft einluden.
- Im El Angel Park haben wir eine sehr interessante Landschaftsform entdeckt, wie es sie sonst nirgendwo anders in Ecuador gibt.
- In Otavalo haben wir auf dem Markt Handelstaktiken entwickelt und waren dabei auch sehr erfolgreich. Ob die Koffer noch zugehen ist jedoch fraglich.
- Auf dem Pichincha hatten wir freie Sicht auf die schneebedeckten Gipfel des Cayambe und des Antisanas
…Es gibt also noch viele spannende
Geschichten zu erzählen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Ich freue mich darauf euch alle
bald wiederzusehen!
Zum Schluss noch ein paar
Dankesworte, an all die Menschen, die ich während meiner Reise getroffen habe
und mit denen ich eine tolle Zeit verbringen durfte. Ich bedanke mich für die
vielen schönen Tage und Stunden, die ihr mir beschert habt! Ohne euch wäre die
Zeit wohl nur halb so schön gewesen..DANKE!
Ganz liebe Grüße (noch aus Ecuador)
Eure Weltenbummlerin
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